Donnerstag, November 21

Ausflug nach Puerto de la Cruz (Teil 2) – Spaniens Glanz und Gloria in der Kolonialzeit

Ausflug nach Puerto de la Cruz (Teil 2)

Nach der mit „vino blanco“ hinuntergespülten Dorade habe ich wieder Lust und Mut für einen weiteren Erkundungstrip. Dafür brauche ich nicht weit zu marschieren, um ein Schmuckstück der Hafenstadt zu finden. Vor mir baut sich das älteste erhaltene Herrenhaus von Puerto de la Cruz, die „Casa de la Aduana“ auf. Dieses „Zollhaus“ wurde 1620 errichtet und hier mussten die einlaufenden Schiffe ihren Zolltribut entrichten. Heute wird natürlich kein Hafenzoll mehr erhoben, aber die Touristen können für schönes, gediegenes Kunstwerk einige Euros locker machen und dafür schöne Mitbringsel nach Hause als kanarische Souvenirs spenden.

Casa de la Aduana in Puerto de la Cruz
Das älteste erhaltene Herrenhaus von Puerto de la Cruz, die „Casa de la Aduana“, wurde im 17. Jahrhundert erbaut.

Vorbei an der „Lonjas“, früher „Börse“ für Fische und anderer Marktartikel kommen wir zur „Plaza de Europa“. Der weiträumige Platz wird vom Rathaus, dem „Ayuntamiento“, das im Eingangsportal stolz das Stadtwappen trägt, dominiert. Fraglich ob die 6 gusseisernen, schwarz gestrichenen Kanonen aus dem 18. Jahrhundert, die der „Plaza de Europa“, die 1992 neu kreiert wurde, gewollt die Aura einer Festungsanlage geben, dem „alcade“, dem Bürgermeister der Stadt in Notfällen Feuerschutz geben könnten.

Buntes Treiben in der Altstadt

Nach so langer Wanderung entlang dem aufgewühlten Meer wenden wir jetzt unsere Schritte einige Hundert Meter weg vom Meer Richtung Altstadt. Hier ist das Leben noch um ein Stück lebhafter und bunter als am Hafen. Neben den vielen Menschen und den Verkäufern sind es hier vor allem die alten stilvollen kanarischen Herrenhäuser mit ihren weit ausladenden Holzbalkonen und den intimen Innenhöfen, die die Blicke der Touristen auf sich ziehen.

Calle la Hoya in Puerto de la Cruz
Die pittoreske Altstadt von Puerto de la Cruz lädt zum Bummeln ein.

Ich lasse es mir nicht nehmen und keiner verbietet es mir, in der Fußgängerzone der Altstadt das „Hotel Marquesa“ kurz zu inspizieren. Mir hat es vor allem der Innenhof, der mit „azulejos“ mit farbigen Kacheln auf denen in Blumenkübeln ausladende Fächerpalmen stehen, angetan. Um den Innenhof läuft ein Holzbalken, von dem aus die komfortabel und solide eingerichteten Zimmer zu erreichen sind. Dieses gräfliche Stadtpalais wurde 1712 für eine Adelsfamilie gebaut und 1884 als Hotel für Touristen erschlossen.

Sehenswerte Herrenhäuser und Adelspaläste

Der „Calle Quintana“ an alten Herrenhäusern vorbei, die heute in Restaurants oder in Geschäfte umgewidmet wurden, folgend, erreichen wir die „Iglesia San Francisco“, die sich von dem begrünten Vorplatz würdevoll abhebt. Das ist schließlich kein Wunder, denn die zwischen 1599 und 1608 erbaute Franziskuskirche ist der älteste Sakralbau der Stadt. Kunsthistorisch betrachtet ist allerdings die nur ein paar Gehminuten entfernt gelegene „Iglesia de Nuestra Senora de la Pebna de Francia“ bedeutender. Die von 1681 bis 1687 erbaute Kirche „Unserer lieben Frau der Leiden“ weist im Innern einen imposanten Barockretabel von Luis de la Cruz auf, der die ganze Altarfront bis zur Decke einnimmt. Dazu kommen noch zwei Statuen der „Virgen de los Dolorse“ der „Jungfrau der Schmerzen“ und „Santo Domingo“, geschaffen von Lujan Pérez.

Plaza de Iglesia San Francisco
Plaza de Iglesia San Francisco.

Wir lassen uns vom Besucherstrom weitertreiben und landen nun vor der „Casa Iriarte“. Hier in diesem „Adelpalais“ wurde 1751 „Tomas de Iniante“ geboren, der mit seinem „Fabulas literarias“, in denen er ganz im Stil der Aufklärung seine spanischen Landsleute zu einem besseren literarischen Geschmack verhelfen wollte, zu einem der angesehensten Dichter des 18. Jahrhunderts in Spanien wurde. Als Theaterautor schrieb er Stücke, in denen der müßige Adel getadelt und der fleißige Bürger gelobt wurde. Heute kann man sich in dem Herrenhaus an dem altkanarischen Stil der geschnitzten Holzbalkone und dem gepflegten Patio erfreuen. Wer Freude an Stickereien, Ölgemälden und pastellfarbigen Bildern hat, kann hier im Kaufrausch schwelgen.

Gleich gegenüber ragt der „Ventoso Torre“in die Höhe, der zu dem gleichnamigen Palacio gehört. Hier in diesem „Windigen Turm“ saßen früher wohlhabende Adelige und Kaufherren, die den aus- und den einlaufenden Schiffen im Hafen zusahen. Diese Adelstürme, die aus der Häuserflut herausragen, sind uns aus der Toskana wie San Giminiano und der alten Reichsstadt Regensburg wohlbekannt.

Aber jetzt am Spätnachmittag nach den vielen Sehenswürdigkeiten erschlafft der Geist und der Körper will aufgefrischt werden. Da hilft ein Espresso in einem Cafe im Zentrum der Altstadt auf der „Plaza de Charco“. Vom Kaffee und den Klängen einer Straßenband, die einen Bolero nach dem anderen erklingen lässt, aufgemöbelt, mache ich mich auf den Weg, um weitere Attraktionen der Stadt zu erspähen.

Plaza del Charco
Plaza del Charco im Zentrum von Puerto de la Cruz.

Auf dem Weg zurück zur Strandpromenade stoße ich auf die Kapelle San Telmo. Von Außen eine weiß getünchte, unscheinbare Kapelle, genießt sie bei Seefahrern und Fischern großes Ansehen, denn die Heiligenfigur „San Pedro Gonzales Telmo“ hilft bei Sturm und wilder See den Menschen auf hoher See. Den deutschsprachigen Menschen von Puerto de la Cruz spricht ein Geistlicher am Sonntag in der Predigt Trost und Zuversicht aus.

Weiter an der Strandpromenade erstreckt sich jetzt Richtung Meer die eigentliche Hauptattraktion der Stadt die „Costa de Martianez“. Der aus Lanzarote stammende international hochgeschätzte Architekt Ce`sar Manrique hat hier ein Badeparadies geschaffen. Zwischen indischen Lorbeerbäumen, südländischen Palmen und exotischen Pflanzen erstreckt sich eine Badelandschaft mit künstlich angelegten Seen, Inseln aus schwarzem Lavagestein und grün prangenden Parkzonen.

Costa de Martianez in Puerto de la Cruz
Blick auf das moderne Wahrzeichen von Puerto de la Cruz, die Costa de Martianez.

Grüne Oase in Puerto de la Cruz

Ich schlendere noch etwas an der Lavaküste der Playa de Martianez entlang, wo sich einige junge Kerle mit Stolz und Wagemut in die Wellengischt stürzen. Auch ich muss mich sputen, um noch mit einem Taxi rechtzeitig vor Torschluss um 19.00 Uhr den berühmten „Jardin Botanico“ zu erreichen. Der spanische König Karl III hat den Botanischen Garten hier anlegen lassen, um die tropischen Pflanzen an das spanische Klima zu gewöhnen. Der Versuch muss für das Festland Spanien als gescheitert betrachtet werden. In dem kanarischen Klima und im Botanischen Garten wohl gepflegt, kann man hier die tropischen Pflanzen wie Orchideen und Kaffeestauden, sowie exotische Baumarten wie Pfeffer-Mango- und Tulpenbäume betrachten. Ein gemütlicher Spaziergang über Kiesbänke an Springbrunnen und Blumenbeeten vorbei, lässt die Zeit vergehen.

Also heute hab’ ich es nicht mehr geschafft, die Hauptsehenswürdigkeit der Insel anzuschauen, den meistbesuchten Zoo Spaniens, den „Loro Parque“. Also die Papageien, die Delfine, die Seelöwen, die Orcas, die Killerwale und die Affen, sie alle müssen auf mich warten, bis ich ihnen morgen meinen Besuch abstatte und im Amphitheater ihren Kunststücken meinen Beifall spende.

Loro Parque Teneriffa
Eingang zum berühmten „Loro Parque“ in Teneriffas Norden.

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